So macht Leichte Sprache Informationen zugänglich.

Auf dieser Seite möchte ich Ihnen verdeutlichen, wie Leichte Sprache Informationen zugänglich macht. Dazu sehen Sie hier den gleichen Inhalt in verschiedenen Formen.

Im ersten Text ist ein Thema wissenschaftlich beschrieben. Für Physiker enthält er keinerlei Schwierigkeiten. Aber die große Mehrheit der Bevölkerung kann den Text nicht verstehen.

Im zweiten Text ist dasselbe Thema populärwissenschaftlich beschrieben. Die meisten erwachsenen Menschen können ihn verstehen. Für 14% der Bevölkerung enthält er aber Schwierigkeiten, die nicht zu bewältigen sind.

Im dritten Text ist dasselbe Thema noch mal in Leichter Sprache beschrieben. Er ist für die meisten Menschen verständlich. Der Inhalt ist aber zu komplex, als dass ihn alle verstehen könnten. Auch Leichte Sprache hat ihre Grenzen.

Normalerweise werden Texte in Leichter Sprache durch Bilder unterstützt. Ich habe hier darauf verzichtet, weil dieser Text nur zur Veranschaulichung dient. Denn für einen solchen Text müssten die Bilder extra gezeichnet werden.

Ob einfacher geschriebene Texte länger oder kürzer werden, hängt davon ab, ob wie hier Erklärungen dazu kommen, oder ob überflüssige oder ablenkende Teile weggelassen werden.

 


 

Wissenschaftlicher Text

Koexistenz zweier Phasen

von Felix Nendzig

Gegeben sei ein Stoff S, der in einem abgeschlossenen Volumen V bei einer Temperatur T in flüssigem Zustand vorliegt und V nicht vollständig ausfüllt. Innerhalb der flüssigen Phase bewegen sich die S-Moleküle frei, während das Verlassen der Phase das Aufbringen einer Austrittsarbeit Wout entgegen den molekularen Bindungskräften erfordert.

Im thermodynamischen Gleichgewicht sind die Energien der Moleküle Boltzmann-verteilt, so dass immer ein temperaturabhängiger Anteil die Austrittsarbeit aufbringen kann und aus der flüssigen in die Gasphase übergeht. Gleichzeitig können natürlich auch Moleküle aus der Gasphase wieder in die flüssige Phase eintreten. Der Stoff S wird daher solange verdampfen, bis sich über der flüssigen Phase der Sättigungsdampfdruck pD einstellt. S liegt dann in beiden Phasen vor und es stellt sich ein Gleichgewicht ein, bei der sich die Austrittsraten aus den jeweiligen Phasen angeglichen haben.

Der Sättigungsdampfdruck ist unabhängig vom Restvolumen, das für die Gasphase verbleibt. Vergrößert (verkleinert) sich also V, steigt (sinkt) zunächst die Austrittsrate aus der flüssigen Phase, und sinkt (steigt) dann kontinuierlich auf den Gleichgewichtswert zu, bis sich wieder der Sättigungsdampfdruck eingestellt hat. Der Druck in der Gasphase bleibt also über einen weiten Bereich von V konstant und sinkt erst, wenn die flüssige Phase vollständig verdampft ist. In rein flüssiger Form liegt S dagegen nur vor, wenn die flüssige Phase das Volumen V bereits vollständig ausfüllt.

 


 

Populärwissenschaftlicher Text

(Für 14% der Bevölkerung enthält er Schwierigkeiten, die nicht zu bewältigen sind.)

Der Sättigungsdampfdruck

Für einen sauberen Versuch nimmt man ein Vakuum, da es keine anderen Gase enthält. In das Vakuum gibt man eine Flüssigkeit. Dann kann man beobachten, dass auch bei Zimmertemperatur immer ein gewisser Anteil der Flüssigkeit verdampft.

Eigentlich sind die Moleküle in der Flüssigkeit gebunden. In ihr können sie sich frei bewegen. Um die Flüssigkeit zu verlassen, müssen sie eine gewisse Energie aufbringen. Die allermeisten Moleküle können diese Energie nicht aufbringen, was daraus ersichtlich ist, dass die Flüssigkeit nicht sofort verdampft.

Im Durchschnitt reicht die Energie der Moleküle nicht aus, um bei Zimmertemperatur die molekularen Bindungskräfte zu überwinden. Es gibt aber immer einige Moleküle, die vom Durchschnitt abweichen. Einige haben mehr Energie als der Durchschnitt und einige haben weniger. Die Moleküle, die mehr Energie haben, schaffen es, die Flüssigkeit zu verlassen. Darum gibt es auch bei niedrigen Temperaturen immer einen gewissen Anteil, der verdampft.

Daher sind in dem Gefäß innerhalb kürzester Zeit immer sowohl Flüssigkeit als auch Dampf vorhanden. Die jeweiligen Mengen hängen aber von der Temperatur ab. Je höher die Temperatur wird desto mehr schaffen es. Denn je höher die Temperatur ist desto mehr Energie erhalten die Moleküle.

Anfangs ist der Dampf sehr dünn, und mehr Moleküle treten aus der Flüssigkeit aus, als hineinkommen. Die Moleküle, die als Dampf herumschwirren, können aber zufällig auch den Weg zurück in die Flüssigkeit finden.

Erhöht man die Temperatur, wird der Dampf immer dichter, weil sich immer mehr Moleküle in der Luft befinden. Die Wasserdampfmoleküle haben damit weniger Platz und treffen darum öfter auf die Flüssigkeitsoberfläche. Aber immer noch treten mehr Moleküle aus der Flüssigkeit aus als wieder ein.

Irgendwann ist der Dampf dann so dicht, dass gleichviele Moleküle aus- wie eintreten und es passiert scheinbar nichts mehr. Es ist dann ein Gleichgewicht erreicht. Das Gleichgewicht zwischen Flüssigkeit und Dampf regelt sich so, dass sich immer der gleiche Druck im Dampf einstellt. Unabhängig davon, ob die Flüssigkeit am Anfang das Gefäß z.B. zu einem Viertel oder zur Hälfte gefüllt hat. Das ist der Sättigungsdampfdruck.

Hat sich nun in so einem Gefäß ein Gleichgewicht zwischen Dampf und Flüssigkeit etabliert, kann man die Temperatur wieder erhöhen. Dann treten wieder mehr Moleküle aus der Flüssigkeit aus und der Dampf wird dichter, bis sich wieder ein Gleichgewicht eingestellt hat.

Andererseits senkt eine Abkühlung die Menge der austretenden Moleküle und der Dampf wird dünner, d.h., mehr Moleküle treten wieder in die Flüssigkeit ein als aus. Solange, bis sich wieder ein Gleichgewicht eingestellt hat.

Der Sättigungsdampfdruck kann sich nicht einstellen, wenn man ein so großes Gefäß nimmt, dass die Flüssigkeit vollkommen verdampfen kann und der Dampf trotzdem nicht dicht genug wird, um den Sättigungsdampfdruck zu erreichen.

Das ist dann eine Situation wie in der Natur. Dort verdampfen z.B. Pfützen vollständig, weil die Atmosphäre ein so großes "Gefäß" ist, dass kein Sättigungsdampfdruck entstehen kann.

 


 

Text in Leichter Sprache

(Dieser Text ist nicht so leicht, dass ihn alle verstehen können, denn dafür ist der Inhalt zu komplex. Auch Leichte Sprache hat ihre Grenzen.)

Flüssigkeit und Dampf

Alles besteht aus winzig kleinen Teilen
Alles was man anfassen kann, besteht aus winzig kleinen Teilen.
Diese nennt man Moleküle.
Zum Beispiel bestehen aus Molekülen:

  • Tische
  • Wasser
  • Erde
  • Autos

Auch Lebe-Wesen bestehen aus Molekülen.
Zum Beispiel:

  • Menschen
  • Hunde
  • Bäume

Es gibt so feine Dinge, dass wir nicht spüren,
wenn wir sie berühren.
Zum Beispiel:

  • Luft
  • Nebel

Auch sie bestehen aus Molekülen.

Es gibt Dinge, die man nicht berühren kann.
Zum Beispiel:

  • Licht
  • Gedanken
  • Gefühle

Sie bestehen nicht aus Molekülen.

Moleküle halten oft zusammen
Die Moleküle können verschieden stark zusammen halten.
Man kann den Unterschied gut am Wasser sehen.

Beim Eis halten die Moleküle vom Wasser sehr fest zusammen.
Das Eis ist hart.
Beim flüssigen Wasser halten die Moleküle nicht mehr so fest zusammen.
Das ist Wasser flüssig.
Beim Dampf halten die Moleküle nicht zusammen.
Sie bewegen sich einzeln durch die Luft.

Warum halten die Moleküle verschieden stark zusammen?
Es kommt darauf an, wie viel Energie die Moleküle haben.

Wenn die Moleküle wenig Energie haben, halten sie ganz fest zusammen.
Dann ist das Wasser hartes Eis.
Bekommen sie mehr Energie, halten sie weniger fest zusammen.
Das Wasser wird flüssig.
Bekommen sie viel Energie, können die Moleküle einzeln sein.
Sie werden Dampf.

Die Energie bekommen die Moleküle durch Wärme.

Moleküle haben verschieden viel Energie
Darum wird niemals alles Wasser auf einmal zu Eis.
Und niemals verdampft alles Wasser auf einmal.
Es braucht immer eine Weile, bis es ganz zu Eis geworden ist.
Oder zu Dampf.

Wie kommt das?
In jeder Menge sind die meisten wie alle anderen.
Das nennt man Durch-Schnitt.
Aber einige sind immer anders.

Zum Beispiel sind fast alle Hunde einer bestimmten Rasse fast gleich groß.
Sie sind durchschnittlich groß für ihre Rasse.
Manche Hunde dieser Rasse sind aber
größer oder kleiner als der Durch-Schnitt.

So ist es auch bei den Molekülen.
Die meisten haben eine bestimmte Energie.
Das ist der Durch-Schnitt.
Sind die meisten Moleküle vom Wasser flüssig,
dann ist auch das ganze Wasser flüssig.

Manche Moleküle haben aber mehr Energie.
Sie verdampfen schneller als die meisten anderen Moleküle.

Wie merkt man das?
Man kann das gut an Pfützen merken.
Die Pfützen sind irgendwann weg.
Das Wasser in der Pfütze ist verdampft.
Obwohl das Wasser nicht kocht.

Wenn es kühl ist, können nur wenige Moleküle so viel Energie aufbringen.
Dann dauert es ein paar Tage.
Wenn es warm ist, verdampft das Wasser schneller.

Wieso verdampft das Wasser nicht in einem fest verschlossenen Topf?
Draußen haben die verdampften Moleküle vom Wasser viel Platz.
Und der Wind kann sie weg wehen.

In einem Topf haben die Moleküle wenig Platz.
Und der Wind kann sie nicht weg wehen.
Wenn sie sich durch die Luft bewegen,
stoßen sie immer wieder an die Topf-Wand.
Oder auf das Wasser.
Dann gehen die Dampf-Moleküle wieder in das flüssige Wasser.
Und werden auch wieder flüssig.

Was passiert im Topf?
Am Anfang ist im Topf nur flüssiges Wasser und Luft.
Dann werden die ersten Moleküle zu Dampf.
Sie haben noch Platz im Topf
und können sich gut verteilen.
Darum trifft nur selten ein Dampf-Molekül wieder auf das Wasser.
Und wird wieder flüssig.

Dann macht man das Wasser heiß.
Immer mehr Moleküle werden zu Dampf.
Sie haben immer weniger Platz im Topf.
Darum treffen immer mehr Moleküle wieder auf das Wasser.

So ist der Sättigungs-Dampf-Druck
Der Dampf wird so dicht,
dass ganz viele Moleküle auf das Wasser treffen.
Und wieder flüssiges Wasser werden.
Das Wasser ist aber heiß.
Darum werden auch ganz viele Moleküle zu Dampf.
Jetzt gehen gleich viele Moleküle in das Wasser rein und raus.

Darum sind immer Flüssigkeit und Dampf im Topf.
Es sieht so aus als wenn sich nichts verändert.
Aber die Moleküle gehen immer
hin und her zwischen Wasser und Dampf.

Dafür gibt es ein Fachwort.
Es heißt Sättigungs-Dampf-Druck.
Der Sättigungs-Dampf-Druck ist immer gleich.
Egal wie groß der Topf ist.

Wie lange bleibt der Sättigungs-Dampf-Druck?
Bis man die Temperatur wieder ändert.
Macht man die Temperatur höher,
gehen wieder mehr Moleküle in den Dampf.
Macht man die Temperatur niedriger,
gehen mehr Moleküle in das flüssige Wasser.
Gehen gleich viele Moleküle in den Dampf und in das flüssige Wasser,
gibt es wieder den Sättigungs-Dampf-Druck.

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KLAR ÜBERSETZT   |   Birgit Jadla Brzezinski   |   info@klar-uebersetzt.de   |   Tel. 030 622 54 07